Im Handwerk ist nicht nur Haptik gefragt

Holzbau Hennrich informierte Schüler über Praktika und Ausbildung

Coronabedingt fällt in diesem Jahr die Lehrstellenbörse im Neckar-Odenwald-Kreis aus, bei dem sich das Handwerk in der Vergangenheit potenziellen Nachwuchskräften präsentierte. Also wurden andere Wege beschritten.

Zum einen das „Azubi-Speed-Dating“ (www.nok.azubi-match.com), bei dem sich Interessierte den ganzen Oktober mit ihrem Wunschunternehmen einen Termin für das digitale Kennenlernen vereinbaren können.

Ergänzend entwickelte die Kreishandwerkerschaft Neckar-Odenwald-Kreis (KH), mit dem Kooperationspartner Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald ein neues Format namens „Nacht der Ausbildung“. Etablierte Handwerksbetriebe öffneten am 25.9.2020 Tag von 18 bis 21 ihre Pforten und informierten über Praktika und Ausbildung. Beim ersten Beschnuppern konnte so eine Menge über das jeweilige Berufsfeld erfahren werden.

Wie wichtig physische Präsenz bei der Ausbildungssuche ist, dass analog nicht gestern war, und digital nicht alles ist, wurde dabei eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Beispielsweise gab es bei der alteingesessenen Zimmerei Holzbau Hennrich in Sulzbach für die beiden Gymnasiasten Janne N. und Finn M. jede Menge Theorie und praktische Anleitungen, die erst einmal zu verdauen waren.

Die beiden Firmenchefs Thomas Bopp, Obermeister der Zimmerinnung NOK, und seine Ehefrau Sibylle Hennrich waren bestens präpariert für die kurzweilige drei-stündige Präsentation. Los ging es mit einer kurzen Vorstellung des Handwerksbetriebes, worauf eine Power Point-Präsentation über das Zimmerer-Handwerk folgte, die untergliedert war in „Tätigkeitsfelder/Ausbildung/Tradition/Voraussetzungen.“

Anschließend wurde den Gymnasiasten ein CAD-Konstruktionsprogramm erläutert und ein kleiner Aufriss erstellt. In der Werkhalle wurde sodann anhand eines gera-de gefertigten Walmdachs die Wichtigkeit des dreidimensionalen Vorstellungsvermögens dargestellt.

Die Praxis kam auch nicht zu kurz: es wurde gebohrt, gesägt, gehämmert und Balken wurden angerissen. Dadurch wurden nicht nur die haptischen Fähigkeiten geschult. Mithilfe eines Staplers und eines Portalkranes wurde Material auf Paletten versetzt. Höhepunkt der praktischen Anleitung war das Herstellen einer Zapfenverbindung mit einer zusätzlichen Ingenieur-Schraubverbindung.

Resümee von Thomas Bopp nach intensiven und lehrhaften drei Stunden: „Die beiden Jugendlichen waren bis zum Ende sehr interessiert und auch durchaus begabt mit dem Umgang mit Werkzeug und Maschinen.“ Den Jungs gefiel der Abend auch gut. „Herr Bopp habe sich viel Mühe gemacht.“ War ihr positiver Kommentar. Finn hat übrigens vor, bei Hennrichs für einen Praktikumsplatz anzuklopfen.

Noch eine kleine statistische Anmerkung: Anfang Oktober waren bislang im Bezirk der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald über 1.400 Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen. Bei der Kreishandwerkerschaft NOK wurden zu diesem Zeitpunkt knapp über 200 Ausbildungsverträge (Vorjahr: über 260) vereinbart.

Bei der „Nacht der Ausbildung“ bei Holzbau Hennrich in Sulzbach waren im praktischen Teil auch Anreißen und Bohren angesagt. Foto: Claus Kaiser

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